Nicht nur für Segelanfänger stellt sich die Frage, welche Segelbekleidung notwendig oder sinnvoll ist. Wir verraten euch, worauf ihr bei der Auswahl von Segelbekleidung achten solltet, und welche Kleidung für welchen Törn geeignet ist.
Falls ihr keine Lust habt, den ganzen Text zu lesen, könnt ihr auch direkt springen zu: Unser Tipp: die richtige Segelbekleidung für fast alle Fälle
Aspekte bei der Auswahl der Segelbekleidung
Um euch bei der Auswahl der passenden Segelbekleidung zu helfen werden wir folgende Punkte ansprechen:
• Welche Arten der Segelbekleidung gibt es?
• Welche Anforderungen muss Segelbekleidung erfüllen?
• Welche Faktoren sind wichtig für die Auswahl der richtigen Segelbekleidung?
• Unser Tipp: die richtige Segelbekleidung für fast alle Fälle
Welche Arten der Segelbekleidung gibt es?
Viele denken bei Segelbekleidung zunächst mal an Ölzeug. Dabei gibt es für sportliche Outdoor-Aktivitäten eine Vielzahl von funktionaler Bekleidung, die bereits mit der Unterwäsche anfängt. Beim Segeln hat sich das Drei-Schicht-System bewährt.
Die erste Schicht oder Basisschicht wird als funktionale Unterwäsche eng anliegend auf der Haut getragen und dient vor allem dazu, die Haut trocken zu halten und Schweiß nach außen zu leiten. Sie wird meist aus Kunstfaser hergestellt. Wenn man bei kälteren Temperaturen unterwegs ist soll die Basisschicht zusätzlich warm halten und wird deshalb oft mit Anteilen von Schurwolle vom Merinoschaf gefertigt.
Die zweite Schicht oder Mittelschicht hat als Hauptaufgabe, den Segler warm zu halten. Zusätzlich soll sie die Feuchtigkeit der Basisschicht weiterleiten, gegebenenfalls UV-Schutz bieten und bestenfalls auch wasserabweisend sein. Zur Mittelschicht zählen T-Shirts, Longsleeve, Pullover, Fleece- oder Softshelljacken ebenso wie Shorts oder Bordhosen. Nicht zu vergessen Mützen als Schutz vor der Sonne.
Die dritte Schicht oder Außenschicht soll die Feuchtigkeit aus den unteren Schichten durchleiten sowie vor Wind und Wetter schützen. Hiermit ist also das Ölzeug gemeint, das aus Segeljacke und Segelhose besteht. Es wird unterschieden in Ölzeug für küstennahes Segeln (bei den Herstellern Inshore oder Coastal genannt) und Ölzeug für das Hochseesegeln (bei den Herstellern Ocean oder Offshore genannt). Das Ölzeug für küstennahes Segeln besteht meist aus zwei Lagen und ist damit leichter als Ölzeug für Hochseesegeln. Offshore-Ölzeug dagegen, für das bis zu vier Schichten verwendet werden, hält höheren Beanspruchungen stand.
Welche Anforderungen muss Segelbekleidung erfüllen?
Alle drei Schichten von Segelbekleidung sollten atmungsaktiv sein, gegebenenfalls wärmen und einen hohen Tragekomfort aufweisen. Ansonsten gibt es noch weitere Anforderungen, die nur einzelne der Schichten erfüllen müssen.
Die Basisschicht bzw. Funktionsunterwäsche muss schnell trocknen, damit sie nicht durchfeuchtet und man nach schweißtreibender Tätigkeit dadurch vielleicht sogar zu frieren anfängt. Gleiches gilt für das Futter von Jacken der Mittel- und Außenschicht.

Je nach Revier sollte die Mittelschicht UV-Schutz bieten
Je nach Revier sollte die Mittelschicht UV-Schutz bieten. Das gilt insbesondere fürs Mittelmeer und tropische Reviere. Wind- und Wasserdichtigkeit ist für die Außenschicht, das Ölzeug, ein Muss. Dazu gehören beispielsweise verschweißte Nähte sowie wasserdichte Reißverschlüsse und Manschetten. Für die Mittelschicht ist zumindest Winddichtigkeit in den meisten Fällen zu empfehlen. Bestenfalls ist sie auch wasserabweisend, wie z.B. die Softshell-Jacke.
Signalfarben sowie Reflektoren sind unabdingbare Anforderungsmerkmale für Segeljacken. Blau, weiß oder grau sind zwar beliebte Farben für Segeljacken, aber nicht besonders hilfreich, wenn man jemand, der bei etwas Seegang über Bord gegangen ist, im Wasser wiederfinden möchte. Deshalb sollte zumindest die Kapuze in einer Signalfarbe sein.
Welche Faktoren sind wichtig für die Auswahl der richtigen Segelbekleidung?
Welche Segelbekleidung für einen die richtige ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen sind da das Segelrevier und seine klimatischen Bedingungen. Während man auf dem Mittelmeer – zumindest in der typischen Segelsaison – oft in Badehose segelt, ist auf der Ostsee häufig Ölzeug angesagt. Das hängt natürlich auch von der Jahreszeit ab, denn auch auf dem Mittelmeer kommt man im Januar an Deck meist nicht ohne Ölzeug und warme Unterkleidung aus.
Ganz wichtig ist natürlich, für welche Art von Törn die Kleidung benötigt wird. Hersteller unterscheiden den Einsatzzweck ihrer Segelbekleidung oft in küstennah (inshore oder coastal), Hochsee (offshore oder ocean) und Regatta.
Schlussendlich sollte auch die regelmäßige Nutzung der Segelbekleidung berücksichtigt werden. Wenn man nur mal ins Yachtsegeln reinschnuppern möchte, empfiehlt es sich erstmal, dafür bereits vorhandene wetterfeste Kleidung zu nutzen (z.B. Wanderkleidung, Motorradkleidung), sofern sie annähernd den oben dargestellten Anforderungen genügt.
Unser Tipp: die richtige Segelbekleidung für fast alle Fälle
Es dürfte klar geworden sein, dass es die richtige Segelbekleidung für alle Fälle nicht gibt. Dennoch: es gibt, glauben wir, die richtige Segelbekleidung für fast alle Fälle.
Warum das so ist? Nun, die allermeisten Yachtsegler fallen in eine von zwei Kategorien: entweder besitzen sie ein eigenes Boot, mit dem sie regelmäßig am Wochenende Törns in der Nähe ihres Heimathafens unternehmen und/ oder ein paar Wochen im Jahr auf Urlaubsreise gehen. Oder sie besitzen kein eigenes Boot und gehen ein paar Wochen im Jahr auf Charterreise. In beiden Fällen wird meist in der schönen Jahreszeit gesegelt, wobei die Küstengewässer eher selten verlassen werden.
Hochseeölzeug brauchen die allermeisten Segler also nicht. Ölzeug für küstennahes Segeln aber schon. Und was ist mit all den Mittelmeerseglern im Sommer, fragt ihr euch vielleicht: Gilt das auch für die? Ja, tut es. Aber dazu später mehr. Beginnen wir zunächst mit der Basisschicht, der funktionalen Unterwäsche. Nach meiner Erfahrung reicht hier in den allermeisten Fällen ganz normale Unterwäsche aus, spezielle Anschaffungen sind nicht vonnöten. Eine Ausnahme hiervon bilden Törns, auf denen man absehbar häufig Ölzeug tragen wird und vielleicht Regattasegeln.
Auch bei der Mittelschicht braucht man eher keine spezifische Segelbekleidung. Normale T-Shirts, Polo-Shirts, Westen, Pullover, Shorts und Hosen sind völlig ausreichend. Je nach Revier und Jahreszeit variiert dabei natürlich die Anzahl der verschiedenen benötigten Kleidungsstücke, aber eine Weste oder einen leichten Sweater sollte man zum Beispiel auch im Sommer in den meisten Revieren dabei haben. Eine Orientierungshilfe der für einen Einwochentörn benötigten Kleidung bietet unsere Packliste.
Daneben empfehlen sich Segelhandschuhe, denn die Arbeit an den Leinen hinterlässt sonst schon mal gerne Spuren an den Händen. Und eine Mütze, zumindest im Mittelmeer oder in tropischen Gewässern.
Wer Wert darauf legt, seglerisch gekleidet zu sein, wird bei einer ganzen Reihe von Segelbekleidungshändlern fündig und hat die Qual der Wahl. Und wem UV-Schutz am Herzen liegt, der findet spezielle Shirts bei Outdoor- und Segelbekleidungshändlern.
Bleibt noch die Frage des Ölzeugs: braucht man das wirklich, wenn man im Mittelmeer in Badehose segelt? Auch wenn es dort im Sommer eher selten regnet, so ist dies doch nicht ganz ausgeschlossen. Ich habe selber schon mehrfach heftige Regenschauer auf See im Mittelmeer erlebt (meist im Früh- oder Spätsommer), und war jeweils wirklich froh, Ölzeug dabei gehabt zu haben. Deshalb mein Rat: unbedingt Ölzeug für küstennahes Segeln anschaffen.
Foto im Text: © Dmitry Berkut / depositphotos.com