Die erste Edition unserer neuen Reihe „Die Musik des Meeres“. Diesmal: Segelmusik Pop & Rock – Songs, die von Segeln und Seefahrt handeln.
Ich habe mal jemand reden hören: „Sag mir, welche Playlist du hörst, und ich sage dir, was für ein Segler du bist.“ Ich finde ja, Musik ist vor allem Geschmackssache, und Geschmäcker sind verschieden. Und deshalb mag es durchaus sein, dass von zwei Seglern, die sich für Schwerwettersegeln begeistern, einer gerne Heavy Metal hört und der andere Shanty-Chöre.
Ich werde folglich an dieser Stelle keine Playlist vorschlagen, denn die kann sich jeder gerne ganz nach seinem Geschmack zusammenstellen. Stattdessen möchte ich Lieder vorstellen, die etwas mit Segeln – oder zumindest der Seefahrt – zu tun haben. Und diesmal ist Pop und Rock dran. Bei der Auswahl spielte mein Geschmack natürlich auch eine Rolle – aber vor allem das mögliche Angebot. Denn es gibt interessanterweise nur eine relativ kleine Zahl von Pop- und Rock-Songs, die von Segeln oder Seefahrt handeln. Vielleicht habe ich die anderen auch einfach nicht gefunden. Jedenfalls musste ich nicht viele aussortieren, um schließlich zu dieser Liste von Segelmusik Pop & Rock oder „7 Songs für die 7 Meere“ zu gelangen.
Southern Cross – Crosby, Stills and Nash
Stephen Stills hat diesen Song nach der Scheidung von seiner ersten Frau geschrieben, wobei er das Lied „Seven League Boots“ von Rick und Michael Curtis umgeschrieben hat. In Stills‘ Worten: „ I rewrote a new set of words and added a different chorus, a story about a long boat trip I took after my divorce. It’s about using the power of the universe to heal your wounds.“ Im dazugehörigen Video, das zu den meistgesehenen Musikvideos in der Frühzeit von MTV zählt, ist Stills am Steuer einer schönen, großen Slup zu sehen. Diese Rolle hätte auch sein Bandkollege David Crosby spielen können, der immerhin 45 Jahre lang einen klassischen Schoner besaß und als begeisterter Segler bekannt ist.
Downeaster Alexa – Billy Joel
Eigentlich geht es in dem Song „Downeaster Alexa“ nicht ums Segeln, sondern um das harte Leben eines Long Island Bayman, eines Fischers in den Outer Lands zwischen Long Island und Cape Cod. Billy Joel ist selbst begeisterter Motorbootfahrer und besitzt mehrere Boote, darunter eine 36er Swordfish mit dem Namen Alexa – dem Namen seiner Tochter. Aber Downeaster ist auch die Bezeichnung eines Segelschifftyps in Neuengland, der vor allem als Getreidetransporter zwischen Kalifornien und Großbritannien rund Kap Hoorn eingesetzt wurde. Die Schiffe konnten diese Strecke in rund 100 Tagen zurücklegen und fuhren von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis ins frühe 20. Jahrhundert.
Sailing to Philadelphia – Mark Knopfler & James Taylor
Vermutlich gibt es keinen anderen Rock- & Popkünstler, der sich so sehr mit der Seefahrt beschäftigt hat, wie Mark Knopfler. Selbst der Name seiner ehemaligen Band, Dire Straits, hat einen Seefahrtsbezug. Einer seiner schönsten Songs zum Thema ist „Sailing to Philadelphia“. Er handelt von Jeremiah Dixon und Charlie Mason und ihrer Seereise nach Amerika. Dort haben Dixon, ein Geodät, und Mason, ein Astronom, in den 1760ern die Mason-Dixon-Linie vermessen, eine Demarkationslinie zwischen den Staaten Pennsylvania, Maryland, Delaware, und West Virginia. Mason hat übrigens sein gesamtes Berufsleben auch an Schalttafeln und Sternenkatalogen für die Astronavigation gearbeitet.
The Wreck of the Edmund Fitzgerald – Gordon Lightfoot
Der Anlass zu dem Song „The Wreck of the Edmund Fitzgerald“ war ein tragischer. Im Jahr 1975 ging das amerikanische Frachtschiff Edmund Fitzgerald in einem Novembersturm auf dem Lake Superior, dem größten der fünf Großen Seen, unter. Die Edmund Fitzgerald ihrerseits war bei ihrem Stapellauf 1958 das größte Schiff auf den Großen Seen, und blieb das bis wenige Jahre vor dem Unglück. Gut neun Monate nach dem Untergang wurde das Lied veröffentlicht, das Gordon Lightfoot im Rückblick auf seine Musikkarriere als seine beste Arbeit betrachtet.
Sailing – Christopher Cross oder NSYNC
„Sailing“ erschien auf Christopher Cross‘ Debütalbum aus dem Jahr 1979. Vielleicht ist der Song dem einen oder anderen etwas zu soft, aber die meisten Segler können bestimmt etwas mit dem Lebensgefühl anfangen, das er besingt, wie zum Beispiel: „And if the wind is right you can sail away and find tranquility. Oh, the canvas can do miracles, just you wait and see.“ Außerdem hat Cross 1981 bei den Grammy-Awards abgeräumt, und zwar gleich in drei Kategorien: Single des Jahres (Record Of The Year), Song des Jahres (Song Of The Year) und Bestes Arrangement mit Gesangsbegleitung (Best Arrangement Accompanying Vocals). Heute gilt „Sailing“ als Archetyp des Yacht Rocks.
Sailing Ships – Whitesnake
„Sailing Ships“ von Whitesnake ist eine Rockballade aus den späten 80ern. Mit viel Emotionen, zum Ende hin bombastisch, wird es hier mal etwas lauter und lebhafter als bei den anderen hier vorgestellten Stücken der Musik des Meeres.
Cool Change – Little River Band
„It’s kind of a special feeling – When you’re out on the sea alone – Staring at the full moon like a lover“ – es wird einige Segler geben, die dieser Textzeile aus „Cool Change“ der Little River Band zustimmen können. Songschreiber und Sänger Glenn Shorrock war interessanterweise selbst kein Segler, als er das Lied schrieb, hat aber kurze Zeit später damit angefangen.