In Deutschland gibt es für das Yachtsegeln auf dem Meer ganze sieben Führerscheine und Befähigungsnachweise. Welche sind das? Und welche sollte man auf jeden Fall machen, wenn man Segeln lernen möchte?
Eins vorneweg: wenn wir hier von Segeln (lernen) reden, meinen wir Yachtsegeln auf dem Meer. Binnen- oder Jollensegeln hat zwar, wie wir aus eigener Erfahrung wissen, auch seine Reize, ist hier aber nicht gemeint.
Zum Segeln braucht man in vielen Ländern einen Befähigungsnachweis oder Führerschein, wobei dies oft erst ab einer gewissen Motorisierung oder Schiffslänge gilt. Bisweilen sind noch weitere Scheine erforderlich, zum Beispiel der Funkschein. Aus Platzgründen beschränken wir uns bei dieser Darstellung auf Deutschland. Deshalb nur kurz zur Info: In Österreich gibt es mit den Befähigungsnachweisen der Fahrtenbereiche 1-4 eine ähnliche Aufteilung der Segelscheine wie in Deutschland. In der Schweiz gibt es nur den Hochseeschein.
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Ein Führer durch den Führerscheindschungel
Um euch eure Fragen zum Segeln lernen zu beantworten werden wir folgende Punkte ansprechen:
• Warum segeln (lernen)?
• Segeln: welche Scheine gibt es?
• Wozu braucht man die höheren Scheine?
• Wo und wie kann man segeln lernen?
• Unser Tipp: welche Segelscheine man auf jeden Fall machen sollte
Die Frage der Scheine ist übrigens auch für Salzbuckel interessant, wenn sie beispielsweise mit dem Gedanken spielen, ob sie nicht doch noch den Sportseeschifferschein oder den Sporthochseeschifferschein machen sollten.
Warum segeln (lernen)?
Die kurze Antwort auf die Frage, warum man segeln (lernen) sollte, könnte lauten: weil ein Wochenende an Bord so viel besser ist als eine Woche Urlaub an Land. Begeisterte Segler kennen das Geheimnis dahinter: die Gedanken des Alltags bleiben an Land, sobald man in See sticht. Für mich ist dabei der magische Moment, wenn man mit gesetzten Segeln den Motor ausmacht und plötzlich nur noch Wind und Wellen hört. Und sich in deren Zusammenspiel mit Segeln und Ruder eins mit der Natur fühlt.
Es ist eine interessante biologische Tatsache, dass wir alle in unseren Adern genau den gleichen Salzgehalt in unserem Blut haben, der im Meer existiert. Wenn wir zurück zum Meer gehen, sei es zum Segeln oder um zu beobachten, gehen wir dahin zurück, wo wir hergekommen sind.John F. Kennedy
Segeln bedeutet aber auch ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit. Jeden Tag an einen anderen Ort reisen zu können, nach Lust, Laune (und Wetter) entscheiden zu können, wo und wie man seine Zeit verbringt, ob einsame Bucht oder Strandparty, lieber sportlich oder entspannt. Dazu blauer Himmel, weites Meer, Delfine, sanftes Gleiten über die Wellen. Oder aber Rausch der Geschwindigkeit, überkommende Gischt, starke Krängung, Regattafieber. Für viele ist dabei Segeln mehr als Sport oder pure Freizeitaktivität: eine Lebensweise.
Segeln: welche Scheine gibt es?
In Deutschland gibt es für Sportboote auf See vier verschiedene Führerscheine, zwei verschiedene Funkscheine und einen Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel.

Zwingend erforderlich: der SBF See
Fangen wir zunächst mit den Führerscheinen an. Ganz zentral ist der Sportbootführerschein See (SBF See), der auf den Seeschifffahrtsstraßen und im Küstengebiet (bis zu 3 Seemeilen Abstand von der Festlandküste) zum Führen von Sportbooten, deren Antriebsmaschine eine Nutzleistung von mehr als 11,03 kW (15 PS) hat, gesetzlich vorgeschrieben ist. Da die meisten Segelyachten, die diesen Namen verdienen, mit einem solchen Motor ausgestattet sind, ist dieser Führerschein also zwingend erforderlich. Darüber hinaus ist er Voraussetzung für alle weiteren Sportbootführerscheine. Diese gliedern sich nach den Seegebieten, für die sie gelten, sind für privat genutzte Sportboote aber nur empfohlen und freiwillig. Vorgeschrieben sind sie dagegen für in den entsprechenden Seegebieten gewerbsmäßig genutzte Sportboote unter deutscher Flagge. Der Sportküstenschifferschein (SKS) gilt in den Küstengewässern bis zu 12 Seemeilen Abstand von der Festlandküste. Der Sportseeschifferschein (SSS) gilt in den küstennahen Seegewässern bis zu 30 Seemeilen Abstand von der Festlandküste und auf der Nordsee, Ostsee, dem Mittelmeer, dem Englischen Kanal, dem Bristolkanal, der Irischen und Schottischen See und dem Schwarzen Meer. Der Sporthochseeschifferschein (SHS) schließlich gilt in der weltweiten Fahrt, die alle Meere umfasst. Um ihn zu erwerben, muss man den SSS besitzen.
Neben den Führerscheinen gibt es zwei verschiedene Funkscheine. Das Beschränkt Gültige Betriebszeugnis (Short Range Certificate – SRC) ist die amtliche Berechtigung zur Ausübung des UKW-Seefunks auf Sportbooten. Das Allgemeine Funkbetriebszeugnis (Long Range Certificate – LRC) ist die amtliche Berechtigung zur uneingeschränkten Ausübung des Seefunkdienstes über Ultrakurzwelle, Grenzwelle, Kurzwelle und Satelliten auf Sportbooten. Führer von Sportfahrzeugen mit entsprechender funktechnischer Ausrüstung müssen das dafür notwendige Funkzeugnis besitzen.
Der Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel (FKN) nach dem Sprengstoffrecht, oft auch „Pyro-Schein“ genannt, berechtigt den Inhaber, erlaubnispflichtige pyrotechnische Seenotsignalmitteln der Unterklasse P2 (Signalraketen, Fallschirmsignalraketen, bestimmte Rauchsignale)zu kaufen, zu transportieren und damit umzugehen. Erwerben kann ihn, wer einen amtlichen Sportbootführerschein oder einen sonstigen anerkannten Befähigungsnachweises zum Führen von Wassersportfahrzeugen besitzt.
Wozu braucht man die höheren Scheine?
Der aufmerksame Leser wird bereits festgestellt haben, dass man laut Gesetz in Deutschland allenfalls den SBF See braucht, um eine Segelyacht führen zu dürfen. Wozu also die ganzen höheren Scheine?
Nun, zunächst mal lernt man beim SBF See nur, mit einem Motorboot zu fahren. Darüber hinaus ist das Ausbildungsboot in vielen Sportbootschulen oft nur wenig größer als das Dinghy einer richtigen Segelyacht. Beim SKS wird man dagegen drillmäßig auf einer Segelyacht ausgebildet. Auch die theoretischen Prüfungsinhalte gehen deutlich über den SBF See hinaus. Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass Vercharterer oft den SKS verlangen, wenn man eine Segelyacht chartern möchte.
Beim SSS werden die theoretischen Kenntnisse nochmal erheblich erweitert, insbesondere hinsichtlich Gezeitenkunde und Radarnavigation, wobei es für die Prüfung keinen festgelegten Fragenkatalog mehr gibt. Am nützlichsten fand ich aber die praktische Ausbildung – die natürlich von der Qualität der Segelschule abhängt. In meinem Falle haben wir beispielsweise während des Praxistörns gelernt, mit einer Yacht unter Segeln zu ankern sowie im Hafen an- und abzulegen. Ohne Anleitung hätte ich mich – zumindest an letzterem – eher nicht versucht.
Der SHS besteht nur noch aus Theorie, wenn man mal von der Handhabung eines Sextanten absieht. Für die Prüfung werden die Inhalte des SSS vorausgesetzt und auch abgefragt, beispielsweise in der Gezeitenkunde oder Radarnavigation. Wie dort gibt es keinen festgelegten Fragenkatalog. Neben einer nochmaligen Vertiefung bereits bekannter Themengebiete vermittelt der SHS neues Wissen vor allem in den Bereichen Besteckrechnung (nach Mittelbreite und nach vergrößerter Breite), Großkreisnavigation, Astronavigation, Meeresströme, tropische Wirbelstürme und meteorologische Navigation.
Wo und wie kann man segeln lernen?
Es gibt eine Vielzahl von Segelschulen, sowohl im Binnenland als auch an den deutschen Küsten. Somit ist es meist problemlos möglich, bei sich in der Nähe einen Theoriekurs für die gängigen Bootsführerscheine, das SRC und den FKN zu machen. Das gleiche gilt für die praktische Ausbildung und Prüfung zum SBF See, da diese auch auf Binnengewässern absolviert werden können. Außerdem gibt es zumindest für den SBF See auch Online-Kurse, mit deren Hilfe man die Theorie lernen kann.
Die praktische Ausbildung zum SKS kann problemlos an den deutschen Küsten, aber auch zum Beispiel in Holland oder am Mittelmeer absolviert werden. Das spezifische Angebot hängt von der jeweiligen Yachtschule ab. Es ist aber ohne weiteres möglich, die Theorie bei einer Segelschule und die Praxis bei einer anderen zu machen.
Zu den gängigen Bootsführerscheinen zählen der SBF See und der SKS. Die höheren Scheine, also SSS und SHS, sowie auch das LRC werden wesentlich seltener nachgefragt. Aus diesem Grund werden sie auch nicht von jeder Segelschule angeboten. Hier muss man bisweilen einen etwas weiteren Weg in Kauf nehmen, um einen Theoriekurs zu besuchen. Dafür gibt es sie aber oft als Wochenend- oder Intensivkurse. Es kommt insbesondere beim SHS durchaus vor, dass Kurse mangels ausreichender Teilnehmerzahl nicht zustande kommen.
Unser Tipp: welche Segelscheine man auf jeden Fall machen sollte
Wer eine Yacht segeln möchte, kommt um den SBF See (Spoortbootführerschein See) nicht herum. Laut Gesetz ist er auf den deutschen Seeschifffahrtsstraßen und im Küstengebiet (bis zu 3 Seemeilen Abstand von der Festlandküste) zum Führen von Sportbooten mit einem Motor von mehr als 11,03 kW (15 PS) erforderlich. Die meisten Segelyachten, die diesen Namen verdienen, sind mit einem solchen Motor ausgestattet.
Darüber hinaus empfiehlt es sich, den Sportküstenschifferschein (SKS) zu machen. Anders als beim SBF See wird man nämlich beim SKS auf einer Segelyacht ausgebildet. Auch die theoretischen Prüfungsinhalte gehen deutlich über den SBF See hinaus. Außerdem wird der SKS oft verlangt, wenn man eine Segelyacht chartern möchte. Wer chartert sollte auch das SRC (Short Range Certificate – Beschränkt Gültige Betriebszeugnis) besitzen. Denn viele Charterboote sind mit UKW-Funk ausgestattet, und der Führer eines so ausgerüsteten Sportfahrzeugs muss das dafür notwendige Funkzeugnis besitzen.
Wer eine eigene Yacht besitzt, sollte überdies den Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel (FKN) erwerben. Nur so kann man pyrotechnische Seenotsignalmitteln der Unterklasse P2 (Signalraketen, Fallschirmsignalraketen, bestimmte Rauchsignale) kaufen. Für das Führen eines Charterboots, das mit solchen Seenotsignalmitteln ausgestattet ist, ist der FKN dagegen nicht erforderlich.
Für die anderen Scheine – SSS (Sportseeschifferschein), SHS (Sporthochseeschifferschein) und LRC (Long Range Certificate – Allgemeines Funkbetriebszeugnis) – gilt dagegen: wer Spaß daran hat, und seine Kenntnisse erweitern möchte sollte sie machen. Die anderen brauchen sie eher nicht (wer sie doch braucht steht hier).