Warum in die Ferne schweifen? Das Segelrevier deutsche Ostseeküste bietet fast immer optimale Windverhältnisse zum Segeln. Außerdem übt das Revier einen ganz besonderen Reiz aus.
Vorneweg: Unsere Hinweise können keinen Revierführer ersetzen. Vielmehr wollen wir einen kurzen Überblick über das jeweilige Revier geben, mit einem Fokus auf die seglerischen Aspekte.
Ihr könnt mit Hilfe des Inhaltsverzeichnisses direkt zu den Abschnitten springen, die euch besonders interessieren:
• Kurzzusammenfassung
• Land und Leute
• Klima und Wetter
• Gezeiten und Strömungen
• Häfen und Marinas
• Revierempfehlungen und Impressionen
Kurzzusammenfassung
Wenn Segler von der Ostsee reden, schwärmen sie oft von den Schärengewässern oder der dänischen Südsee. Das sind zweifellos schöne Reviere, aber darüber sollte keinesfalls der eigene „Hinterhof“ in Vergessenheit geraten. Das Segelrevier deutsche Ostseeküste hat Dünenlandschaften, Sandstrände, Steilküsten, Boddengewässer, idyllische Fischerdörfer, kleine und große Hansestädte sowie fast immer optimale Windverhältnisse zum Segeln zu bieten. Das Ganze bei – im Verhältnis zu den meisten Mittelmeerrevieren – moderaten Preisen sowie einer modernen und gut ausgebauten nautischen Infrastruktur. Und das Wetter ist, zumindest im Sommer, auch meist besser als sein Ruf. Allerdings sind Teile der Ostsee wegen der flachen Gewässer nautisch anspruchsvoll. An manchen Stellen ist genaues Navigieren oder sorgfältiges Folgen des Tonnenstrichs erforderlich, wobei alle Fahrwasser gut markiert sind.
Land und Leute
Eigentlich gefallen uns Küsten mit gebirgigem Hinterland besser als die – mit wenigen Ausnahmen – ach so flachen der deutschen Ostsee. Dennoch übt dieses Revier auch auf uns einen ganz besonderen Reiz aus. Alte Hansestädte mit ihren Kaufmannshäusern und Speichern, historische Leuchttürme, zahllose nach dem Patron der Seeleute benannte Nikolaikirchen, Schifffahrtsmuseen wie in Flensburg, Kiel, Rostock oder Stralsund: überall entlang der Küste ist spürbar, dass die Schifffahrt an der Ostsee eine jahrhundertealte Tradition hat. Dazu die landestypische Küche, bei der vor allem Fischliebhaber auf ihre Kosten kommen. Oder das Bier, das schon mal nach einem legendären Seeräuber benannt ist. Nicht zu vergessen der Menschenschlag mit seiner nüchternen Art und dem trockenen Humor. Die deutsche Ostsee hat ihren ganz eigenen Flair.
Klima und Wetter
Das Klima an der deutschen Ostsee ist gemäßigt, mit milden Sommern und kühlen Wintern. Im Sommer liegt die Durchschnittstemperatur um die 20 Grad, im Winter leicht unter dem Gefrierpunkt. Dabei kann die Ostsee auch (teilweise) vereisen. Der vorherrschende Wind kommt aus westlichen Richtungen. Stabile Hochdrucklagen können aber auch mäßige bis starke Ostwinde bringen. Während der Segelsaison (Mai bis September) kann man überall mit durchschnittlich drei bis vier Windstärken rechnen. Echter Sturm tritt in den Sommermonaten nur sehr selten auf, dafür bisweilen Starkwind mit stürmischen Böen. Die Häufigkeit von Starkwind und Sturm liegt in der Saison bei maximal 10%. Allerdings ist kein Monat regenfrei – die Hochsommermonate haben sogar die höchsten Niederschlagsmengen. Dennoch sind Regentage in dieser Zeit die Ausnahme. Auch wenn man gelegentlich selbst im Sommer froh ist, eine Heizung an Bord zu haben, werden durchaus Temperaturen bis zu 30 Grad erreicht.
Gezeiten und Strömungen
Gezeiten spielen im Segelrevier deutsche Ostseeküste keine nennenswerte Rolle. Allerdings kann es nach langanhaltenden und starken Nordostwinden an den Küsten zu extrem hohen Wasserständen kommen, nach entsprechenden Südwestwinden zu extrem niedrigen. Außerdem verursachen langanhaltende Winde oder Stürme in den Meerengen und an den Küsten Strömungen mit beträchtlichen Geschwindigkeiten. Im Seegebiet zwischen Rügen und Bornholm beispielsweise erreicht die Strömung dann bis zu vier Knoten.
Häfen und Marinas
Die deutschen Ostseeküste verfügt über eine gut ausgebaute nautische Infrastruktur mit zahlreichen, gut ausgestatteten Häfen und Marinas, in denen man in der Regel bei jeder Wetterlage Schutz findet. Die meisten verfügen über eine ausreichende Anzahl an Gastliegeplätzen. Wer sicher gehen möchte, sollte in der Hochsaison vorab reservieren. Festgemacht wird das Schiff üblicherweise in Boxen, ohne mühsames Hantieren mit Mooringleinen. Zahlreiche Marinas sind in den letzten Jahren gründlich modernisiert worden und verfügen – anders als oftmals im Mittelmeer – über sanitäre Einrichtungen, die meist nichts zu wünschen übrig lassen.
Revierempfehlungen und Impressionen
Von der Flensburger Förde bis zum Achterwasser sind zahlreiche Chartermöglichkeiten und -basen zu finden. Man könnte innerhalb einer Woche auch von einem Ende der Küste zum anderen segeln, ohne dabei Nachtfahrten machen zu müssen. Allerdings würde man dann eine ganze Reihe schöner Orte verpassen. Für uns zählen zu den schönsten, von Ost nach West:
• Greifswald
• Rügen
• Stralsund
• Rostock
• Wismar
• Lübeck
• Fehmarn (insbesondere Burgstaaken)
• Laboe
• Kiel-Holtenau
• Maasholm (Schleimünde)
• Flensburg
Von fast überall kann man übrigens auch leicht einen Abstecher in die dänische Südsee machen. Was auch immer eure Vorlieben beim Segeln sind: von gemütlich bis sportlich ist an der Ostsee alles drin. Speziell zu den Randzeiten der Saison kommen übrigens Sportsegler auf Ihre Kosten – typischerweise ist dann Ölzeug erforderlich.